Frage 1:
Die Schilf- Glasflügelzikade scheint ja in erster Linie in Fruchtfolgen mit Kartoffeln, Rüben und Gemüse ein Problem zu sein. Wie groß ist die Gefahr, dass sie in Getreide-Raps-Mais-Fruchtfolgen überdauern und können sie dort Schäden anrichten?
Antwort:
In klassischen Getreide-Raps-Mais-Fruchtfolgen sorgt die Schilf-Glasflügelzikade aktuell nicht für Schäden und das ist auch nicht zu erwarten. Kritisch sind die Kombinationen von Rüben/Kartoffel/Gemüse gefolgt von Winterweizen. Dann haben wir Wirtspflanzen die von den Zikaden befallen werden (und zum Teil mit erheblichen Schäden reagieren) und eine Kultur in der die Nymphen ideale Entwicklungsbedingungen bis zum nächsten Frühjahr vorfinden.
Getreide ist zwar eine gute Wirtspflanze für die Nymphen zur Vollendung ihres Entwicklungszyklus, Schäden treten dort aber nicht auf. Raps wird weder von adulten Zikaden angeflogen, noch findet dort eine Eiablage statt. In Mais wurden zwar vereinzelt Zikaden beobachtet, eine Eiablage findet dort aber nicht statt. In Mais nach Rüben können sich Nymphen entwickeln. Meist ist jedoch der Abstand zwischen Rübenernte und Maisaussaat zu lange, sodass sich deutlich weniger Nymphen entwickeln können wie in nachfolgendem Getreide.
Frage 2:
Ist es möglich, durch chemischen Pflanzenschutz einen Schaden komplett zu verhindern oder bleibt nur die Möglichkeit, einen Totalschaden zu verhindern.
Antwort:
Komplett wird man einen Schaden nicht verhindern können. Insbesondere trifft dies für Regionen mit einer hohen Anbaudichte von Zuckerrüben und Kartoffeln zu. Durch den sehr langen Flugzeitraum von 3-4 Monaten, die hohe Mobilität der Zikaden und permanenten Neuzuflug ist dies nicht möglich. Zudem sind die Schilf-Glasflügelzikaden nur schwer mit Insektiziden zu treffen. Hinzu kommt die begrenzte Dauerwirkung der Insektizide und die ständige Blattneubildung der Kulturpflanzen, insbesondere zu Beginn des Zikadenfluges. Die systemische Wirkung ist nur auf den vorhandenen Blattapparat begrenzt-
In den Hotspot-Regionen wird man aber mit mehreren Insektizidbehandlungen den extremen Befall deutlich mindern können.
Beantwortet von Daniel Dabbelt, topagrar
und Michael Lenz, Regierungspräsidium Gießen
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