Es ist häufig die erste Frage in Vorstellungsrunden, beim gemeinsamen Bier oder zwischen den Hörsälen der Uni: „Kommst du vom Hof?“ oder direkt „Was habt ihr zu Hause?“. Was nach Smalltalk klingt, kann für Berufseinsteiger ein sensibles Thema sein.
Denn wer ohne landwirtschaftliche Wurzeln in die Branche startet, muss sich meist doppelt beweisen. Man habe nicht die „Mentalität für den Arbeitsalltag in der Landwirtschaft, sie wurde einem eben nicht in die Wiege gelegt“, heißt es oft.
Fachkenntnisse, Maschinenpraxis, das „Gespür“ für Tiere oder Acker – vieles scheint bei Menschen mit Hofhintergrund wie selbstverständlich vorhanden. Wer das nicht mitbringt, steht vor Herausforderungen: Der Rückstand muss aufgeholt werden – und nicht selten begegnet man auch Vorurteilen.
Umfrage zeigt: Die Herkunft ist nach wie vor ein Thema
Im Sommer 2024 hat top agrar im Rahmen des ZukunftsChecks Ausbildung über 1.300 Ausbilder und Azubis befragt. Eine der Fragen an Auszubildende zum Landwirt aus ganz Deutschland lautete: Kommst du vom landwirtschaftlichen Betrieb? Das Ergebnis:
52 % der Azubis kamen vom Hof,
48 % nicht – ein nahezu ausgeglichenes Verhältnis.
Doch was überraschte: Fast 100 befragte Azubis brachen die Umfrage genau an dieser Stelle ab. Offenbar ist das Thema sensibler als viele denken. Grund genug für uns, noch einmal nachzuhaken.
Und wie bewerten Ausbilder den Unterschied zwischen Azubis mit und ohne Hofhintergrund? Auf die Frage Wie sind Ihre Erfahrungen mit Azubis, die nicht aus der Landwirtschaft kommen? antworteten:
38 %: ähnlich wie mit Hof-Azubis
24 %: eher besser
23 %: eher schlechter
15 %: keine Einschätzung
Diese Zahlen zeigen: Ein Viertel der befragten Ausbilder machte schlechtere, ein weiteres Viertel eher bessere Erfahrungen mit Azubis ohne Hofherkunft. Natürlich bringen Azubis ohne Vorwissen einen höheren Einarbeitungsbedarf mit. Doch viele Betriebe schätzen auch den frischen Blick und die Begeisterung.