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FLI-Präsidentin Kühn: Tierseuchen-Bekämpfung bleibt Daueraufgabe

Neben ASP, sind Anfang des Jahres auch MKS und die Vogelgrippe wieder in den Fokus gerückt. Die FLI- Präsidentin Prof. Christa Kühn bewertet das aktuelle Tierseuchengeschehen.

Lesezeit: 12 Minuten

Tierseuchen vermeiden und bekämpfen ist nicht allein die Aufgabe von Landwirten, sondern auch von Hobbyhaltern, Touristen und der Gesellschaft allgemein. Dafür ist auch mehr Aufklärung und Informationen nötig. Das machte Prof. Christa Kühn, Präsidentin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) im Interview mit Agra Europe deutlich.

Darin gab sie auch einen Überblick zu aktuellen Tierseuchen:

  • Maul- und Klauenseuche (MKS): Die Lage in Deutschland scheine vorerst unter Kontrolle. Die Slowaken haben seit dem 4. April, die Ungarn seit dem 14. April keine weiteren Fälle mehr gemeldet.

  • Blauzungenkrankheit (BTV) : Die Krankheit werde vermutlich nicht schwerwiegender ausfallen als letztes Jahr, aber sie werde Gebiete erreichen, die sie zuvor nicht erreicht hat.

  • Afrikanische Schweinepest (ASP): Durch gutes Wildtiermanagement ist die Krankheit im Osten Deutschlands weitgehend unter Kontrolle. Anders sehe es in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aus.

  • Vogelgrippe: Aktuell gibt es vergleichsweise wenig Fälle der Vogelgrippe. Doch die Geflügelpest tritt vermutlich ganzjährig auf.

„Ich schließe weitere MKS-Ausbrüche in Deutschland nicht aus“

Frau Prof. Kühn, der Ausbruch Maul- und Klauenseuche im Januar in Brandenburg war der erste seit 1988 in Deutschland. Wissen Sie inzwischen, wie es dazu gekommen ist?
Kühn: Nein. Das ist die Eine-Million-Euro-Frage, auf die wir nach wie vor keine abschließende Antwort haben. Am wahrscheinlichsten ist, dass der Eintrag über kontaminierte Lebensmittel aus dem Bereich Osttürkei/Iran erfolgt ist. Das ist eine Hypothese nach dem Ausschlussprinzip, die aktiv nicht zu belegen ist. Aufgrund der uns vorliegenden Daten werden wir das auch künftig nicht endgültig herausfinden.

Was folgt daraus?
Kühn: Wir sind in Deutschland sehr naiv, was die Einfuhr von Lebensmitteln angeht. Das sollten wir schleunigst ändern. Wer nach Australien, Neuseeland oder in die USA einreist, wird sehr massiv darauf aufmerksam gemacht, dass bestimmte Lebensmittel nicht eingeführt werden dürfen. In Deutschland muss man die Warnschilder schon suchen, wenn man sie überhaupt entdeckt. Das sollten wir uns nicht mehr leisten in Zeiten, in denen die Maul- und Klauenseuche in vielen Regionen der Erde grassiert, derzeit vor allem in der Türkei, in Indien und in weiten Teilen von Afrika. Tierseuchenbekämpfung geht nicht nur Tierärzte oder Landwirte an, sondern die gesamte Gesellschaft. Aufklärung ist das A und O.

Wie sehr besorgen Sie die MKS-Fälle in der Slowakei und in Ungarn?
Kühn: Wir beobachten die Entwicklung genau. Die Slowaken haben seit dem 4. April, die Ungarn seit dem 14. April keine weiteren Fälle mehr gemeldet. Beide Länder haben rigorose Bekämpfungsmaßnahmen ergriffen. Sie haben konsequent gekeult, vor allem große Milchkuhbestände. Und sie haben sogenannte suppressive Impfungen vorgenommen, um die Ausbreitung in den betroffenen Beständen zu verhindern und die Viruslast dort zu senken. Das ist wichtig, weil das MKS-Virus auch über die Luft übertragen wird und so nach außen gelangt. Insgesamt hat man schnell und konsequent reagiert. Das verdient Anerkennung.

Ist eine generelle MKS-Impfung vorstellbar, wie sie früher auch hierzulande gang und gäbe war? 
Kühn: Nein. Das ginge zulasten vom höchsten Status, den die EU hat, nämlich „frei von Maul und Klauenseuche ohne Impfung“. Wäre das der Fall, würden damit erhebliche Handelsbeschränkungen einhergehen.

Müssen wir mit weiteren MKS-Ausbrüchen in Deutschland rechnen?
Kühn: Ich schließe das nicht aus. Eine Schwierigkeit besteht darin, dass ein Tierarzt oder ein Landwirt die Blauzungenkrankheit klinisch nicht von der Maul- und Klauenseuche unterscheiden kann. Das heißt, die Diagnostik muss weiter einen großen Stellenwert haben. Wachsamkeit ist das oberste Gebot.

„Wir erwarten, dass die Blauzungenkrankheit neue Regionen erreichen wird“

Sie haben an die Betriebe appelliert, gegen die Blauzungenkrankheit zu impfen. Mit Erfolg?
Kühn: Die aktuellen Zahlen liegen mir nicht vor. Mitte März waren beispielsweise in Bayern nur 15 % der Rinder vollständig geimpft. Ich gehe davon aus, dass inzwischen weitere Tierhalter nachgezogen haben. Ich kann nur hoffen, dass möglichst viele Betriebe unserem Aufruf gefolgt sind, weil sich das Virus weiter in den Osten und Südosten Deutschlands fortbewegt. Damit werden auch Regionen von der Blauzunge betroffen sein, die in den letzten Jahren verschont geblieben sind.

Macht eine Impfpflicht Sinn?
Kühn: Eine Impfpflicht ist nur erfolgreich, wenn eine hohe Impfabdeckung in den Populationen erreicht wird. Das ist nicht abzusehen. Wir hatten in den Nuller Jahren eine Impfpflicht gegen BTV-8, einen anderen Serotyp der Blauzungenkrankheit. Schon damals gab es enorme Widerstände in der Bevölkerung und bei den Landwirten. In der Zwischenzeit hatten wir Corona, und die Aversion gegen Pflichtimpfungen ist noch mal deutlich gestiegen. Ich kann mit nicht vorstellen, dass dieses heiße Eisen wieder angefasst wird.

Rechnen Sie mit einem erhöhten Infektionsdruck in diesem Jahr?
Kühn: Ein warmer und feuchter März befördert die Vermehrung der Gnitzen als Überträger. Günstige Bedingungen für die Insekten hat es in diesem Jahr in Teilen Süddeutschlands gegeben. Das spricht dafür, dass es relativ früh wieder losgehen könnte. Wir erwarten nicht, dass das Blauzungengeschehen heftiger wird. Aber es wird Regionen erreichen, in denen die Seuche bislang noch nicht war.

Was empfehlen Sie Landwirten?
Kühn: Impfen. Das ist die einzige Option.

„Die Zahl positiver ASP-Befunde bei Wildschweinen steigt enorm“

Wie schätzen Sie die gegenwärtige Lage bei der ASP ein?
Kühn: In Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben wir das Seuchengeschehen weitestgehend im Griff. Die Länder haben enorme Anstrengungen unternommen, die ASP bei Wildschweinen zu tilgen. Wildschweinfreie Zonen, doppelte Zäune, eine große Zahl an Beprobungen haben dazu beigetragen. Was uns beschäftigt, ist das Geschehen in Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg.

Was macht Ihnen Sorge?
Kühn: Wir verzeichnen eine enorme Zahl an positiven Befunden bei Wildschweinen. Eine weitere Verbreitung ist möglich. Wir müssen verhindern, dass die ASP Schweinehochburgen wie die Region Hohenlohe bedroht.

Wie?
Kühn: Indem Wildschweine konsequent bejagt, Schutzzonen eingerichtet und tote Tiere möglichst schnell aufgefunden werden.

Geeignete Impfstoffe sind nach wie vor nicht in Sicht?
Kühn: Es gibt Länder, in denen geimpft wird, etwa Vietnam oder die Philippinen, beide mit einem sehr starken ASP-Geschehen. Im FLI führen wir ein großes Forschungsprojekt zu Impfstoffen gegen die ASP durch. Es zeigt sich, dass bestimmte Tiergruppen möglicherweise nicht zu impfen sind. Und wir stellen fest, dass es schwierig wird, Wildschweine zu impfen, obwohl wir gerade dort ansetzen müssen. Schließlich ist abzusehen, dass geeignete Impfstoffe vermutlich genetisch modifiziert sein werden. Ob die zum Einsatz kämen, müsste politisch entschieden werden.

„Wir gehen davon aus, dass die Geflügelpest ganzjährig auftritt“

Ist die Vogelgrippe nach wie vor eine Saisonkrankheit?
Kühn: Nein. Die Vogelgrippe ist gekommen, um zu bleiben. Auch wenn wir gegenwärtig vergleichsweise wenig Fälle sehen, gilt die Einschätzung, dass die Geflügelpest ganzjährig auftritt. Für Erleichterung sorgt, dass die Geflügelhalter enorm in die Biosicherheit ihrer Betriebe investiert haben. Während es in vergangenen Jahren oft zu Sekundärausbrüchen gekommen ist, die Seuche also von Bestand zu Bestand gegangen ist, sehen wir das heute so gut wie nicht mehr. Die Landwirte wissen um die Gefahren und haben sich darauf eingestellt.

Wann macht eine Impfung gegen die Geflügelpest Sinn?
Kühn: Es ist möglich, die Geflügelpest durch Impfungen zu bekämpfen. Gerade für die Freilandhaltung von Enten und Gänsen könnte die Impfung echten Fortschritt bedeuten. Es hätte jedoch erhebliche wirtschaftliche Implikationen, etwa in Form von Handelsbeschränkungen. Das haben wir bei der Impfung von Enten in Frankreich erlebt.

Wie groß schätzen Sie die Gefahr ein, dass das Virus auf den Menschen überspringt?
Kühn: Weltweit haben sich in etwa 30 Jahren bislang einige hundert Menschen mit der Geflügelpest infiziert, rund die Hälfte ist gestorben, an oder mit dem Virus. Infiziert hat man sich aber vor allem mit alten Virusstämmen. Inzwischen herrscht seit einigen Jahren ein Virusstamm vor, der ein sehr geringes Potenzial hat, auf Menschen überzuspringen. Das muss aber nicht so bleiben. Bei Übertritt auf Säugetiere können sich für das Geflügelpestvirus Anpassungsmöglichkeiten ergeben, von denen eine große Gefahr ausgehen kann. Das ist nach derzeitigem Stand nicht sehr wahrscheinlich. Würde es aber passieren, hätten wir ein riesengroßes Problem. Deswegen sind wir ernsthaft besorgt über die Fälle in den USA, in denen sich in jüngster Zeit Milchkühe mit der Geflügelpest angesteckt haben.

Macht eine Impfung von Menschen Sinn, die in Berührung mit infizierten Tieren kommen?
Kühn: Personen, die mit infizierten Geflügel in Berührung kommen, zum Beispiel bei Keulungen oder der Beseitigung von toten Geflügelkolonien, haben ein moderates Risiko. Für solche Fälle es eine klare Impfempfehlung. Im Blick behalten sollten wir auch die Schweinehaltung. Schweine sind eine Art Mischgefäß, in denen sich neben den im Schwein selbst vorrangig vorkommenden Influenzaviren sowohl die humanen als auch die aviären Influenzaviren gut replizieren und ganze Gensegmente austauschen können. Deswegen sind Schweinehalter gut beraten, wenn sie sich alljährlich gegen die Grippe impfen. Das senkt das Risiko, dass im Schwein neue Varianten entstehen.

„Wir brauchen neue Konzepte, wenn wir Tieren Außenkontakt ermöglichen wollen“

Täuscht der Eindruck, dass Tierseuchen immer stärker zunehmen?
Kühn: Zu Beginn dieses Jahres gab es in einer Woche in Deutschland Ausbrüche sowohl der Maul- und Klauenseuche als auch der Afrikanischen Schweinepest und der Geflügelpest. Ich denke, das hat keiner meiner Vorgänger in der langen Geschichte des Friedrich-Loeffler-Instituts erlebt. Ich glaube allerdings, wir waren zu optimistisch, nachdem es in der Vergangenheit gelungen ist, eine Reihe von Tierseuchen auszumerzen. Der internationale Warenaustausch ist kontinuierlich gewachsen, die klimatischen Bedingungen ändern sich. Damit steigt das Risiko, dass Erreger über große Entfernungen verbracht werden und bei uns neue Krankheiten auftauchen oder alte wiederkommen. Wir können das alles bekämpfen. Vollständig im Griff haben wir es nicht.

Die Tierhaltung hierzulande ist immer professioneller geworden, auch im Hinblick auf die Biosicherheit. Gehen Risiken vornehmlich von Klein- und Hobbyhaltungen aus?
Kühn: Die Disparität in der Tierhaltung nimmt zu. Auf der einen Seite haben wir vor allem im Bereich Geflügel und Schwein sehr große, professionell geführte Bestände mit hohen Biosicherheitsmaßnahmen. Auf der anderen Seite sehen wir eine große Zahl an Kleinsthaltern, die oft kein wirtschaftliches Interesse haben. Denken Sie an den MKS-Ausbruch in Brandenburg. Diesen Haltern ist oft gar nicht bewusst, dass auch sie Vorkehrungen gegen Tierseuchen treffen müssen. Das ist umso problematischer, als das europäische Tiergesundheitsgesetz den Haltern mehr Verantwortung überträgt, ob sie nun zwei Schafe als Hobby halten oder 5.000 Schweine.

Muss die Politik bei den Kleinen genauer hinschauen?
Kühn: Hobbyhaltern muss bewusst sein, dass auch sie Unternehmer im Sinne des Tiergesundheitsgesetzes sind und damit Pflichten einhergehen. Hier muss es mehr Aufklärung geben. Gleichzeitig können wir nicht überbordende Bürokratie erzeugen und Halter kleiner Betriebe überfordern. Auch hier ist das richtige Maß gefordert.

Zusätzliche Risiken für die Tiergesundheit gehen mit dem Bestreben einher, mehr Tierwohl zu ermöglichen, etwa durch Außenklimakontakt oder Auslaufmöglichkeiten. Ist dieser Zielkonflikt lösbar?
Kühn: Wir brauchen zum einen neue Konzepte und intelligente Lösungen, wenn wir den Tieren Außenkontakt ermöglichen wollen. Und wir müssen uns auf das rückbesinnen, was wir schon lange wissen, etwa im Hinblick auf Weidemanagement beispielsweise und parasitäre Infektionskrankheiten.

Ist ein Umbau der Tierhaltung, wie ihn die Borchert-Kommission vorschlägt, aus Ihrer Sicht verantwortbar und gangbar?
Kühn: Ja. Aber wir müssen uns Gedanken machen, wie die Ställe der Zukunft gestaltet werden sollen, damit die Tierhaltung den unterschiedlichen Ansprüchen gerecht wird. Hier sind wir noch nicht am Ziel.

Frühere Bundesregierungen haben sich schwergetan mit der Umsetzung des Borchert-Konzepts. Auch bei der neuen wird das kein Selbstläufer. Warum ist ein Umbau der Tierhaltung notwendig?
Kühn: Für eine nachhaltige Landwirtschaft brauchen wir Tierhaltung. Diese muss so gestaltet sein, dass sie ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig ist. Völlig inakzeptabel und verantwortungslos wäre es, auf die heimische Tierhaltung auch mit hohen Tierwohlstandards weitgehend zu verzichten und die Produkte aus anderen Teilen der Welt einzuführen.

„Wir dürfen keine Anforderungen an die Landwirte stellen, die ökonomisch nicht machbar sind“

Wie blicken Sie auf die Zukunft der Tierhaltung in Deutschland?
Kühn: Ohne Tierhaltung ist eine vernünftige Landwirtschaft in Deutschland nicht möglich. Wir brauchen Tierhaltung, und wir müssen Bedingungen schaffen, die das ermöglichen. Wir müssen gewährleisten, dass weder Tiere noch die Umwelt ausgebeutet werden und eine wirtschaftliche Tierhaltung möglich ist. Das bedeutet, an die Landwirte keine Anforderungen zu stellen, die ökonomisch nicht machbar sind. Wir werden künftig weniger tierische Produkte verzehren. Aber auch für weniger Tiere brauchen wir passende Konzepte für Tierhaltung.

Das Interesse von Politik an Tierseuchen unterliegt Schwankungen. Wie schätzen sie Sie das gegenwärtige Niveau ein?
Kühn: Nach dem Peak im Zusammenhang mit BSE ist es ruhiger geworden, auch weil man dachte, die Tierseuchen hat man im Griff und in Zukunft werden ohnehin immer weniger Tiere gehalten. In der Forschungsförderung wurde zuletzt ein starker Fokus auf den Pflanzenbau gelegt. Das aktuelle Seuchengeschehen zeigt aber, dass wir weiter erheblichen Forschungsbedarf in diesem Bereich haben. Und wir brauchen weitere Forschung für den Umbau der Tierhaltung.

Wissenschaft kostet Geld. Welche Erwartungen haben Sie an den nächsten Bundeshaushalt?
Kühn: Unser ehemaliger Landwirtschaftsminister Cem Özdemir hat im Zusammenhang mit dem Auftreten der MKS gesagt, man dürfe überall sparen, aber nicht beim FLI als Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Ich bin zuversichtlich, dass der neuer Minister das genauso sieht. Wir brauchen eine exzellente Grundlagenforschung, eine exzellente Diagnostik und müssen unseren Aufgaben in der Beratung und Öffentlichkeitsarbeit gerecht werden. Das alles kostet Geld. Aber es ist gut angelegtes Geld.

„Wir wollen verstärkt Digitalisierung in der Forschung nutzen“

Sie haben bei Ihrem Amtsantritt vor zwei Jahren angekündigt, an die hochgelobte Arbeit Ihres Vorgängers anzuknüpfen und gleichzeitig neue Akzente zu setzen. Welche sind das?
Kühn: Wir sind dabei, sehr viel stärker die Optionen der Digitalisierung in unseren Forschungsbetrieb einzubauen. Beispielsweise geht es darum, mit Künstlicher Intelligenz Vorhersagen für das Auftreten oder die Ausbreitung von Tierseuchen zu treffen. Ein andere Aufgabe, die für den Umbau der Tierhaltung eine Rolle spielt, besteht darin, die Erfahrungen aus dem Ökolandbau zusammenzutragen und zu nutzen. Das betrifft die Verbesserung der Haltungsformen oder auch eine Stärkung der Kreislaufwirtschaft. Schließlich wollen wir stärker interdisziplinär arbeiten. Das bietet sich auch deshalb an, weil wir unter dem Dach des FLI die Disziplinen Tiermedizin und Nutztierwissenschaften vereinen. Wir müssen die Bevölkerung stärker einbeziehen, wenn es darum geht, ein Bewusstsein für Tiergesundheit zu schaffen und Akzeptanz für Tierhaltung zu erhalten oder zu verbessern.

Wer wird im Wettrennen zwischen Krankheitserregern und Wissenschaft am Ende die Nase vorn haben? Mit anderen Worten, werden wir Tierseuchen irgendwann besiegt haben?
Kühn: Wir werden nicht alle Tierseuchen tilgen. Wir freuen uns ja schon, dass wir die Rinderpest weltweit besiegt haben. Aber zu meinen, wir werden angesichts des enormen Vermögens von Viren, sich zu vermehren und ihrer Wandlungsfähigkeit irgendwann keine Pathogene mehr haben, ist völlig illusorisch. Es wird ein ständiges Wettrennen bleiben. Viren und andere Pathogene werden immer Wege finden, mit denen sie uns austricksen können. Wir werden sie nie am Ende besiegen, aber können ihnen im Rahmen der Möglichkeiten entgegenwirken, um die Tiere und damit am Ende auch uns bestmöglich zu schützen.

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