topplus Hitzestress

So lüften und kühlen Sie den Milchviehstall optimal

Hitzestress im Stall kostet Tiergesundheit und Leistung. Dr. Jan Punsmann von der Tierarztpraxis Ottersberg (Nds.) erklärt Techniken und Tipps zur Lüftung und Kühlung bei Milchkühen.

Lesezeit: 3 Minuten

Auswirkungen: Hitzestress beginnt, abhängig von der Leistung einer Kuh und der Luftfeuchtigkeit, ab einer Temperatur von 15 – 18 °C. Leistungseinbußen von bis zu 20 % und mehr sind dann möglich. Hinzu kommen vor allem Klauen-, Gesundheits- und Fruchtbarkeitsprobleme.

Definition: Die Belüftung bezeichnet die Frischluftzufuhr in den Stall. Die Kühlung beschreibt alle Maßnahmen, die dazu dienen, die Kuh aktiv zu kühlen.

Qualitätscheck: Eine einfache Methode, die Luftqualität einzuschätzen, ist tiefes Durchatmen. In einem gut ventilierten Stall sollte sich die Luft (z. B. der Geruch) nur unmerklich von der Außenluft unterscheiden. Wichtig: Die Nase der Kuh ist um ein Vielfaches empfindlicher als die menschliche.

Austausch: Für eine gute Belüftung sollte die Luft häufig ausgetauscht werden. Zielrate: mind. viermal pro Stunde im Winter; 40 bis 60 Mal pro Stunde im Sommer.

Natürliche Belüftung: Der Luftwechsel funktioniert am besten, wenn beim Stallbau folgendes beachtet wird: Ausrichtung 90° zur Hauptwindrichtung; Firstöffnung: 5 cm pro 3 m Stallbreite; Trauföffnung mind. 3,7 m; Traufhöhe: 4 bis 4,5 m; im Winter pro 3 m Stallbreite mind. 2,5 cm Öffnung an beiden Seiten; keine Windschatten.

So kommt Luft in den Stall

Nachhelfen: Wenn bei Hitze und Windstille Luftaustauch fehlt, muss man mit Hilfe von Ventilatoren und Co. Frischluft in den Stall bringen. Dazu gibt es je nach Stallbau verschiedene Systeme wie Tunnel-, Schlauch-, Querlüftung usw.

Kühlen: Bei hohen Temperaturen sollten Landwirte die Belüftung durch Kühlung ergänzen. Das funktioniert mit der Beschleunigung der Luft und durch die Kühlung mit Wasser. Das Verhalten der Kühe zeigt, wann sie Kühlung brauchen: Zuerst steigt ihre Atemfrequenz. Außerdem liegen die Tiere weniger, da sie im Stehen die Hitze besser abbauen können.

Kritische Orte: Wenn Kühe dicht gedrängt stehen, wie z. B. im Wartehof, verlieren sie auch im Stehen keine Hitze. Somit hat der Wartehof in puncto Kühlen die höchste Priorität. Danach folgen die Liegeflächen und dann der Fressgang.

Luft bewegen: Für einen Kühlungseffekt sind Luftgeschwindigkeiten von 1 bis 2 m pro Sekunde am Tier nötig. Zu Kontrolle gibt es kostengünstige Messegräte.

Welche Ventilatoren gibt es?

Ventilatoren: Übliche Axialventilatoren haben einen Wirkungsbereich von etwa 3 x 9 m. Als Empfehlung gilt: Einen Ventilator alle 7 m, so hoch, dass Kühe sie nicht erreichen, mit einem Winkel von 15 bis 25° auf die Tiere gerichtet installieren. Vertikalventilatoren bewegen sich im Vergleich zu Axialventilatoren langsamer, wodurch sie sehr leise sind. Abhängig von der Größe erreichen sie einen Wirkungsradius von etwa 6 m.

Spezielle Ventilatoren mit Lamellen erzeugen eine gerichtete Luftströmung und erreichen Wirkungsbereiche von etwa 6  x 18 m. Dafür sind 5 m Dachhöhe notwendig. Durch die hohe Luftförderleistung können sie evtl. auch dem Luftaustausch dienen. Schlauchbelüftungssysteme sind auch zur Kühlung geeignet. Ein Schlauch kann z. B. bis zu 90 Liegeboxen kühlen.

Wann macht Wasser als Kühlung Sinn?

Wasser: Wasser sollte nur am Fressgang und im Wartehof in Form einer Berieselung eingesetzt werden. Hier benötigt man ein automatisch gesteuertes Zeitprogramm: z. B. ab 21 °C alle zehn Minuten 45 bis 60 Sekunden und ab etwa 27 °C alle 5 bis 7 Minuten etwa 90 Sekunden.

Die Hochdruckvernebelung von Wasser kühlt die Umgebungsluft. Durch die hohe Luftfeuchte in Deutschland ist ihr Effekt jedoch gering. In jedem Fall ist der Einsatz von Wasser nur bei ausreichendem Luftaustausch im Stall sinnvoll.

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