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Wird die Energiewende zur Solarwende?

Der massive Zubau von Photovoltaik macht die Sonne zur wichtigsten Stromquelle im April – zumindest zeitweise. Die gute Nachricht hat aber auch eine Kehrseite.

Lesezeit: 5 Minuten

top agrar versorgt Sie monatlich mit den aktuellen Entwicklungen auf den Strommärkten und erklärt die Hintergründe. Die Daten und Analysen liefert der zertifizierte Stromhändler Next Kraftwerke. Er ist einer der größten Direktvermarkter von Strom aus Erneuerbaren Energien.

Sonniges und windarmes Wetter den dritten Monat in Folge: Der April zeigte am Strommarkt erneut den diesjährigen Trend zu massiver PV-Einspeisung bei gleichzeitiger Flaute der Windkraft. Durch den massiven Zubau neuer Solarkapazitäten in den letzten beiden Jahren und dank sehr stabiler Hochdruckgebiete über Europa erreicht die PV-Einspeisung daher monatlich neue Rekorde. Mit über 28 % Anteil hat Photovoltaik im April so viel zur deutschen Stromerzeugung beigetragen wie nie zuvor in diesem Monat (April 2024 zum Vergleich: 19 %).

Die Kehrseite: In Summe liegt der Anteil der Erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung im bisherigen Jahresverlauf trotz der hohen PV-Einspeisung unter dem Vorjahreswert zum vergleichbaren Zeitpunkt. Anders gesagt: Das Plus an Solarstrom macht bisher das Minus an Windstrom nicht wett.

Negative Preise zu Mittag

An allen Wochenenden im April verzeichnete Deutschland stundenweise negative Werte bei der landesweiten Residuallast, mit einem Tiefpunkt von -18 GW am 13. April. Dies bedeutet, dass die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien die Nachfrage überstieg, was für gewöhnlich zu negativen Strompreisen führt. Besonders betroffen waren die Mittagsstunden, in denen die Solareinspeisung ihren Höhepunkt erreichte.

Ihren Tiefstand erreichten die Strompreise am Spotmarkt am 6. April, einem Sonntag. Einzelne Viertelstundenpreise im Intraday-Handel lagen bei bis zu -1.000 € pro Megawattstunde, auch der ID Average lag zwischen 14 Uhr und 15 Uhr bei -240 €/MWh. An Wochentagen waren solch extreme Werte nicht zu beobachten, wohl aber mittags regelmäßig Strompreise um die Null Euro.

15 Ct/KWh Preisschwankung am Tag

Die Spreads – also die Unterschiede zwischen Hoch- und Tiefpreisen in einem Betrachtungszeitraum – folgten dem inzwischen bekannten Muster: Auf sehr günstige Mittagsstunden folgen Peakstunden am Abend. An Wochentagen beliefen sich die Spreads zumeist zwischen 0 € am Mittag und 150 € im Abendpeak, an Wochenende lag die Spanne zwischen -50 € mittags und bis zu 150 € abends.

Die Marktwerte für erneuerbare Energien spiegelten die beschriebene Preisentwicklung wider. Der mengengewichtete Durchschnittspreis am Spotmarkt – den etwa Bioenergieanlagen und Wasserkraftwerke erzielen – landete im April bei 7,794 Cent pro Kilowattstunde und damit auf einem neuen Jahrestief (-17,7 % zum Vormonat). Windkraftanlagen an Land lieferten Strom zu durchschnittlich 7,314 Cent pro Kilowattstunde – ein Minus von 2,7 % im Monatsvergleich. Aufgrund höherer Volllaststunden und entsprechend höherer Capture Rate lagen die Offshore-Kollegen minimal über den Onshore-Windmüllern: Sie erzielten 7,318 Cent pro Kilowattstunde, was einem Rückgang von rund 10 % gegenüber März entspricht.

Größter Leidtragender der starken Photovoltaikeinspeisung war die Photovoltaik: Sie erreichte einen durchschnittlichen Preis pro Kilowattstunde von lediglich 3,041 Cent und verlor somit im zweiten Monat in Folge drastisch an Wert (-39,5 % im Vergleich zu März).

Stromausfall in Spanien und Portugal

Am 28. April kam es zu einem großflächigen Stromausfall in Spanien und Portugal, der auch Teile Frankreichs betraf. Innerhalb von fünf Sekunden brach die Stromversorgung in beiden Ländern zusammen. Wie die Stromhändler von Next Kraftwerke berichten, blieben die Strommärkte in Deutschland davon weitgehend unberührt, während in Frankreich kurzfristige Preisschwankungen beobachtet wurden.

Billiges Erdgas dämpft Strompreise

Die Preise an den Terminmärkten für Strom gaben in Folge rückläufiger Erdgaspreise im Monatsverlauf nach. So durchbrach der Preis für das Frontjahr 2026 die 80-Euro-Marke nach unten und beendete den April bei rund 75 €/MWh. Die Erdgaspreise beendeten den Monat bei 32,50 €/MWh, was zugleich das bisherige Jahrestief darstellte. Seit den Höchstständen im Februar hat sich Erdgas also in nur zwei Monaten um fast die Hälfte verbilligt.

Als Gründe für das schwache lange Ende im Energiehandel erwähnten Marktteilnehmer die unsichere konjunkturelle Lage in Folge des globalen Zollkonflikts. Sollten Welthandel und damit die Industrieproduktion nachgeben, hätte dies unweigerlich Auswirkungen auf die Energienachfrage und somit deren Preis.

Teurer Reservestrom

In einem immer volatileren Strommarkt, der zwischen Stromüberschüssen zur Mittagszeit und hoher Stromnachfrage in den Abendstunden schwankt, ist es nicht verwunderlich, dass kurzfristig verfügbare Reserven gefragt und entsprechend hochpreisig sind. Ein bereits erwähnter Indikator hierfür ist der Spread zwischen Tageshöchstwerten und Tagestiefstwerten im untertägigen Stromhandel („Spread“).

Ein anderer Indikator sind die Preise am Regelenergiemarkt der Übertragungsnetzbetreiber. An diesem stiegen die Preise für Regelleistung im April weiter an – und zwar über die gesamte dort ausgeschriebene Produktbreite. So erzielten Anbieter von negativer Sekundärregelleistung, wie Biogasanlagen, bei einer kontinuierlichen Vorhaltung und Bezuschlagung von 1 MW regelbarer Leistung durchschnittliche Einnahmen von 14.154 € (+70 % gegenüber Vormonat). Insbesondere die Zeitschreiben drei und vier (8-12 Uhr und 12-16 Uhr) waren hier den Monat über hochpreisig – eben um die hohe Solareinspeisung zu dämpfen.

Zusätzlich verknappten Wartungen an konventionellen Kraftwerken das Regelleistungsangebot zum Monatsende. Der Grenzpreis für negative Sekundärregelleistung erreichte in der Zeitscheibe von 12-16 Uhr am 29. April seinen Monatsrekord bei 1.593 €.

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